10 + 1 Nacht... so viel Zeit hatten wir für Istanbul ursprünglich eingeplant. Jetzt zählen wir schon knapp zwei Wochen und bisher kein Ende in Sicht. Was
passiert ist? Wir wurden verzaubert! Gaanz heimtückisch, denn trotz anfänglichem Eisregen und Temperaturen unter 10 ° (ihr sollt ja nicht immer neidisch sein) haben wir uns Hals über Kopf
verliebt, in eine 2600 Jahre alte Stadt, die vor Facettenreichtum nur so glänzt:
1/1001)
Das wohl Faszinierendste: Istanbul ist die einzige Stadt der Welt, die auf zwei Kontinenten liegt: Europa (Thrakien)
und Asien (Anatolien). Und darauf sind die Städter mächtig stolz! Ein Beispiel: Kaum angekommen, erfahren wir, dass am nächsten Wochenende der "Istanbul Marathon" stattfinden soll. Thomas ist
begeistert und mailt dem Marathon-Komitee wann und wo er sich anmelden kann. Die enttäuschende Antwort: die Deadline ist bereits überschritten. Thomas stellt sich dumm und antwortet, er sei nur
wegen des Marathons (wenn die wüssten ;)) aus München angereist und dort könne man sich noch einen Tag zuvor anmelden. Die recht arrogante Antwort des
Organization-Teams: “Oh sorry, we didn’t know that Munich also lies on two continents?!” Jaaa mit diesem “Zwei Kontinente” Argument gewinnen sie sicher immer! 1:0 (0:1
?) für Istanbul!
Doch Thomas holt den Ausgleich, indem er den “8km fun run” (immerhin auch auf beiden Kontinenten) ausfindig machen kann. Noch besser: Er und unsere Münchner Freundin Micha
werden sogar 2. und 3., denn kurz vor dem Ziel sprintet der Marathonerste, gefolgt von einem Helikopter, an ihnen vorbei. Ein dickes “Cheese” in die TV-Kamera und schon feiert einen die ganze
Stadt, auf beiden Kontinenten. Bähm!
2/1001)
Istanbul ist nicht nur gefühlt eine Mega-Metropole, sie ist mit über 13 Millionen Einwohnern auch die
viert-bevölkerungsreichste Stadt der Welt! Kaum zu glauben, aber 1945 waren es nicht einmal eine Millionen! Istanbul hat also nicht nur für uns magische Anziehungskräfte… und so wuseln wir uns
hypnotisiert durch die vollen Straßen, bis ich mitten in der Stadt jemanden meinen Namen rufen höre. Ich reagiere nicht, denn wer kann mich hier in Istanbul schon suchen?! Völlig absurd! Und wenn
mich jemand suchen würde, wer könnte mich finden, bei 13 Millionen Einwohnern?! Total absurd! Trotzdem höre ich meinen Namen wieder, keine zwei Sekunden später steht Volker vor uns - ein Kumpel
aus München. Der Wahnsinn! Mit ihm ziehen wir gleich los zu Punkt:
3/1001)
Shisha rauchen - zum Beispiel ‘Wodka Apfel’ zum Ziehen und zum Schlürfen? "Shalep" - ein
Nationalgetränk, hergestellt aus getrockneten Wurzelknollen und serviert mit einer Brise Zimt. So lecker, das es gleich Punkt 4/1001) abdeckt, wie ich finde ;)
5/1001)
Ach, bleiben wir doch einfach beim leckeren Essen, denn davon gibt es in Istanbul nun wirklich genug:
"Meze" sind zum Beispiel leckere Vorspeisen, bestehend aus gefüllter Paprika, Humus, scharfer Tomatensoße und und und.. diese Vielfalt durften wir zu allererst in einem ehemaligen Knast mitten im
Partyviertel Beyoglu kennenlernen: Dort gibt es jedes Wochenende 'all you can eat - Meze' + 'all you can drink whatever' (wirklich alles? Der Himmel auf Erden, deckt also automatisch
5/1001 - 986/1001 ab!) + typisch türkische Instrumente + Musikantentruppe + Bauchtänzerin ab Mitternacht.
987/1001)
Kugelfischbrot* (*alle Namen von der Redaktion geändert und sinnbildlich angeglichen ;)), unter den
Türken wohl eher als "Lavash" bekannt... oder "Pide" 988/1001) wie Pizza nur länglich und türkisch gewürzt.
.. ach und 989/1001) "Köfte" (auch als Cevapi bekannt.. hallo? Wir werden verfolgt? Irgendwo muss es eine “Hackfleischsticks”-Mafia geben! Wie kann ich
beitreten?)
… und 990/1001) Fischbrötchen, direkt aus Booten auf dem Bosphorus gereicht, dazu 991/1001) frisch gepresster Granatapfelsaft. Zum Nachtisch
"Baklava" - Blätterteig mit gehackten Mandeln und Pistazien (schon beim bloßen Anblick schwingt der Hüftspeck wie beim Bauchtanz)
.. und um Gottes Willen, wie konnte ich nur 992/1001) one and only Döner vergessen? Übrigens vielleicht auch ein Grund, weshalb ich mich so wohl und wie zu
Hause fühle: jeder vierte Türke kann deutsch! Und zwar hat er Verwandte in Deutschland, deutsch in der Schule gelernt oder aber hat mit vielen German-Touris zu kämpfen. Lieblingsspruch der
Dönerverkäufer also: “Döner macht schöner!” (Weiß ich ja schon lange! Mein Jungbrunnen-Geheimnis quasi ;))
Oh mein Gott (oder eben Allah), langsam komme ich den Türken auf die Schliche.. von wegen Zauber! Die mästen uns, damit wir wieder kommen! Trotzdem bitte nicht
aufhören!
Denn nach dem großen Fressen wird weiter verwöhnt! 993/1001) im Hamam! Ein türkisches Dampfbad. Am Eingang steht geschrieben: Badehosen & Co. nicht
benötigt, Handtuch zur Verfügung. Wir lassen unsere Klamotten also in der Umkleidekabine, binden uns Handtücher um, werden prompt getrennt (jetzt geht’s weiter in den Frauenbereich) und in das
Dampfbad geführt. Ich begrüße alle nett und bekomme während ich meinen Arm zum Winken hebe, das Handtuch vom Körper gerissen! Alle gucken mich schmunzelnd an und dann sieht man mir die türkische
Mast wohl schon an. Danach werde ich aufgefordert, mich mit heißem Wasser zu begießen. Irgendwann kommt eine dicke Mutti - auch nackt (im Nullkommanix vergesse ich alle Figurprobleme - merci!!),
zieht mich in den Nebenraum, legt mich auf die Liege und fängt an, mich mit Schaum zu massieren. Ab und zu hängt mal eine Brust in meinem Gesicht, aber ich fühle mich trotzdem bestens aufgehoben.
Waschtag bei Mutti eben. Nebenan geht es bei den Männern dagegen zu, wie beim Metzger auf der Schlachtbank: ab und zu ein lauter Schrei, ein Knaksen.. Hier werden die Mastopfer durchgeknetet und
zu Hackfleisch (Köfte?) verarbeitet. Am Ende bekommen beide Parteien noch die Haare gewaschen, die Ohren geputzt und einen Tee serviert. Was für ein einmaliges Saunaerlebnis!
994/1001)
Ok, jetzt haben wir ausgiebig gemampft und gebadet, jetzt wirds ganz langsam mal Zeit für die Sehenswürdigkeiten, die
ja in Istanbul auch nicht gerade zu verachten sind: der Baustil der Metropole vereint Elemente der Griechen, Römer, Byzantiner, Osmanen und natürlich der Türken. Kein Wunder, Istanbul ist UNESCO
Weltkulturerbe. 995/1001) Moscheen über Moscheen (Blaue Moschee, Hagia Sophia), 996/1001) diverse Zisternen, die 997/1001) Bosphorus Brücke,
998/1001) üppige Bazare den 999/1001) Topkapi Palast u. v. m.
Puh! Und jetzt waren wir immer noch nicht in Asien: 1000/1001), die ja eigentlich viel authentischere Seite von Istanbul..
1001/1001) innovative Restaurants (z.B. mit eigener Weinmarke: ‘Desperate Housewines’), ein unendlich freundliches Volk, türkischer Tee, bunte
Gallerien, günstige Straßenstände (Muscheln, Maronen, Dürüm...), der singende Muezzin (5x täglich), Bosphorus Schiffsfahrten... die Liste ist ganz sicher bis “1,000.001/1.000.001
Gründen Istanbul zu lieben”, weiterzuführen. Und dann hatten wir ja auch zweimal ganz tollen Besuch aus München: Micha&Robin und den spontanen Schwab Thomas (aka Gruppo)!
Wie sollen wir da also hier wegkommen? Am besten stehlen wir uns in der 1001. Nacht heimlich davon, mit Bruno als 'unauffälligen' und 'besonders leiesen' Fluchtwagen! In der
großen Hoffnung, dass der Rest der Türkei nur halb so viel zu bieten hat! Sonst sehen wir uns ja erst in 1001 Jahr wieder! Und das wollen wir ja alle nicht :)
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